Digitale Säule 3a Lösungen
publiziert am 01.09.2025
Digitale Lösungen für die Säule 3a sind längst keine Neuheit mehr. Inzwischen gibt es eine Vielzahl von Anbietern, die es ermöglichen, die private Altersvorsorge bequem online zu eröffnen, zu verwalten und auch in Wertschriften zu investieren.
Die Verwaltung erfolgt über eine App oder Webplattform. Der Einblick in die Entwicklung des Guthabens ist jederzeit möglich, Anpassungen an der Anlagestrategie, Einzahlungen oder Auszahlungen (im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten) lassen sich effizient und einfach online durchführen.
In der Beruflichen Vorsorge – also der zweiten Säule – zahlen sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer monatlich Beiträge in die Pensionskasse ein. Dieses System aus zwei Beitragszahlern sorgt für ein kontinuierlich wachsendes Vorsorgevermögen. Was jedoch oft unterschätzt wird: Einen wesentlichen Anteil am späteren Altersguthaben leistet auch die erzielte Rendite auf dem angesparten Kapital. Diese wird deshalb oft als „dritter Beitragszahler“ bezeichnet. Gerade bei langjährigen Einzahlungsperioden leistet der stille „dritte Beitragszahler“ einen wesentlichen Beitrag zum Vermögensaufbau. Dieses Prinzip des „stillen Zahlers“ lässt sich auch auf die Säule 3a übertragen: Wer sein 3a-Guthaben nicht nur auf einem Konto parkiert, sondern am Kapitalmarkt investiert, kann ebenfalls stark von den Erträgen profitieren. Der Zinseszinseffekt entfaltet über die Jahre eine deutliche Wirkung – je früher investiert wird, desto grösser ist das Wachstumspotential.
Für jedes Risikoprofil gibt es passende Anlagestrategien. Wer einen Aktienanteil von 30 bis 50 Prozent wählt, bewegt sich in einem ähnlichen Bereich wie viele Pensionskassen. Solche Lösungen bieten realistische Renditechancen bei moderatem Risiko – weit entfernt von spekulativen Investments. Die Portfolios sind in der Regel breit diversifiziert, wodurch Risiken minimiert werden. Investitionen unterliegen zwar Marktschwankungen, doch das Risiko eines Verlusts sinkt deutlich, je länger das Geld angelegt bleibt – typischerweise ab fünf bis zehn Jahren. Für risikofreudige Anleger mit langem Anlagehorizont sind auch Aktienquoten bis 100 Prozent möglich. Diese bringen mehr Renditechancen, aber auch stärkere Schwankungen mit sich. Neben der richtigen Anlagestrategie spielen auch die Gebühren eine zentrale Rolle: Hohe Kosten können die Rendite erheblich schmälern. Online-Anbieter punkten hier oft mit tiefen Gebührenmodellen.
Für Personen, die in naher Zukunft auf ihr 3a-Guthaben zugreifen möchten – etwa für den Kauf eines Eigenheims oder bei bevorstehender Pensionierung – ist eine Investition in Wertschriften weniger sinnvoll. Hier kann eine klassische Kontolösung mehr Sicherheit und Planbarkeit bieten.
Die Säule 3a bietet mit den verschiedenen Anlageformen eine ideale Möglichkeit, seine ersten Erfahrungen mit den Finanzmärkten zu sammeln. Wer mit einem überschaubaren Betrag beginnt, lernt, wie sich Märkte entwickeln und welche Strategie besser zur eigenen Risikobereitschaft passt. Diese Lernphase ist besonders wertvoll, wenn später grössere finanzielle Entscheidungen anstehen, etwa zur Organisation des angesparten Pensionskassenguthabens bei der Pensionierung, sofern ein Kapitalbezug anstelle einer Pensionskassenrente vorgesehen ist.
Es besteht auch die Möglichkeit, 3a-Konten bei verschiedenen Anbietern zu eröffnen. So lassen sich Anlagestrategien vergleichen, Anbieter testen und bei Bedarf wechseln. Wichtig dabei: Auch die Ausstiegskosten sollten berücksichtigt werden. Ein Wechsel zurück zur klassischen Kontolösung ist in den meisten Fällen jederzeit möglich.
Trotz zahlreicher Pluspunkte gibt es auch Nachteile. Häufig fehlt bei digitalen Lösungen der direkte Ansprechpartner. Die Kommunikation läuft meist über E-Mail oder Chat. Das kann bei manchen Nutzern das Gefühl hervorrufen, nicht ausreichend beraten zu werden. Und dies, obwohl die digitalen Anbieter auf ihren Apps und Webseiten eine Vielzahl gut aufbereiteter Informationen zur Verfügung stellen, welche es ermöglichen sollen, sich auch ohne persönliche Beratung entsprechend zu informieren und selbstständig Entscheidungen zu treffen. Ein zu breites Angebot kann aber auch überfordern: Unterschiedliche Strategien, Preisstrukturen und Anbieter machen die Entscheidung nicht einfach. Digital oder doch lieber eine persönliche Beratung? Eine fundierte Auseinandersetzung mit dem Thema ist unerlässlich.

Valentin Chiquet
Handlungsbevollmächtigter
Finanzplanung & Vorsorgeberatung
BSc HES-SO in Betriebsökonomie
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